Schulinterne Fortbildungen Kreativitäts-Training

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Paradigmenwechsel

2. Grundlagen einer anderen Unterrichtsgestaltung

 

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1. Dass der Unterricht ein komplexes Geschehen ist, wird von allen Seiten anerkannt. Der traditionelle Unterricht versucht durch ein Mehr an Motivation und linearer Steuerung auf diese Situation (Komplexität) eine Antwort zu geben. Motivation und Steuerung werden zentral geplant. Der Glaube an den Erfolg dieser Vorgehensweise ist tief verankert.

Erst wenn wir den Anker dieses Glaubenssystems heben, wird das System frei werden, um in neue, andere mentale Gewässer zu fahren. Wir werden dann Abschied nehmen von den linearen Planungsstrukturen, die zur Zeit verantwortlich sind für die großen Probleme in unserem Bildungssystem.

2. Wenn in der Unterrichtsvorbereitung und im Unterricht nicht mehr starr geplant werden soll, sondern der Unterricht eine "just-in-time"-Planung erhält, was muss sich dann ändern? Wie kann man spontane Mental-Bewegungen der Schüler in eine Planung einbauen ("Bewegungs-Planung")?

Es geht also nicht um eine Komplexitätsreduzierung, sondern um ein Zulassen von Komplexität und Spontanität. Gerade die Reduzierung der didaktischen und methodischen Komplexität (didaktische Reduktion) erhöht die Komplexität in der "Handhabung" der Schüler. Dies ist eines der vielen Paradoxien in unserer Schullandschaft.

3. Entfernen wir uns von der militärischen Strategie der Unterrichtsplanung und Unterrichtsdurchführung. Verlassen wir die alte Beziehungsebene, die auf militärische Grundlagen baut. Bauen wir auf die Selbstregulation der Schüler, der Klassengemeinschaft im Unterricht. Verzichten wir auf eine permanente Kontrolle. Bauen wir auf die Selbstkontrolle der Schüler.

Das ist u.a. damit gemeint, wenn ich sage, dass die Komplexität nicht verdammt sondern gewünscht werden sollte. Es geht um eine Rollenänderung der Lehrer und der Schüler. Mit den Schülern sollte man die Struktur des traditionellen Unterrichts intensiv thematisieren. Das Thema Lernen nimmt dabei einen großen Stellenwert ein. Dabei ist es ratsam, dass man unsinniges und sinnvolles Lernen vergleichend gegeneinander stellt und visualisiert. Die neue Form des Lernens sollte am Ende eines Lernprozesses noch einmal thematisiert und Erfahrungen gesammelt werden.

4. Der Unterricht ist also so zu gestalten, dass aus den Lern-Inhalten/Lern-Feldern für die Schüler ein sinnvolles Arrangement von beruflichen und privaten Bedeutungen wird. Dieses Arrangement zu gestalten ist die vornehmste Aufgabe, die auf die Lehrer zukommt. Die Gestaltung der Anfangssituation ist sicher mit viel technischer und mentaler Arbeit verbunden.

Die Hauptaufgabe des Lehrenden liegt in der "Energieverwaltung" der Schüler. Die Durchführung des Unterrichts wird dann zu einer Wagnis-Kultur, die nicht nach starren Regeln vorgeht, sondern die Zufälle, die Unsicherheiten und die Überraschungen werden für alle als etwas Wohltuendes erlebt.

Die Schüler erleben innerhalb ihres Lernprozesses an und mit sich Neu-Entwicklungen, die nur durch eine offene Unterrichtsgestaltung und in einem Prozess der Selbstorganisation möglich wird.

5. Wenn das Ziel Selbstständigkeit der Schüler ist, dann kann die Durchführung des Unterrichts nicht eine Anpassungsleistung der Schüler im Unterricht bedeuten/bewirken. Mit unserem alten Denken erreichen wir die Schüler nicht. Im Gegenteil - die dadurch erzeugten Probleme können nicht mehr durch eine Intensivierung an traditioneller Arbeit gelöst werden.

Bisher wird Unterricht ausschließlich auf das reduziert, was berechenbar, planbar und sichtbar ist (lineares Denken). Die Komplexität einer sozialen Gemeinschaft (hier: Klassengemeinschaft) wird reduziert auf das, was der Lehrer als Glaubensmuster in seinem Kopf hat. Diese Glaubensmuster sind aber nur eine Ansammlung von alten, traditionellen Denkkategorien, die man teilweise an der Hochschule gelernt hat.

6. Die Lernprozesse der Schüler sind keine vom Lehrer festgelegten, starren Bausteine, deren zeitliche Verwendung zentral verordnet werden darf. Hier bleibt die Eigendynamik der individuellen Vorgehensweisen unberücksichtigt. Lernen hat seine individuelle Zeit und die kann nicht im Gleichschritt organisiert und befohlen werden. Es sei denn, wir nehmen eine "mentale Vergewaltigung" der Schüler in Kauf. Wenn wir diese individuelle Zeit als Teil eines Lernprozesses anerkennen, müssen wir die Unterrichtsplanung extrem anders gestalten. Lassen wir eine Selbstdynamik der individuellen Lernprozesse zu. Planen wir langfristig. Vermeiden wir schnelle Erfolge, die oft nur Scheinerfolge sind und mit dem eigentlichen Lernen so gut wie gar nichts zu tun haben.

 

 

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