1. Leitgedanken
Aufträge werden in
allen Lebensbereichen erteilt/durchgeführt; im Handwerk hat der klassische
Auftragsbegriff und auftragsorientierte Arbeit der Mitarbeiter eines
Betriebes eher hinzu gewonnen - trotz neuer Unternehmensführungstechniken
und Fertigungsverfahren; Der Trend geht zur verstärkten Kundenorientierung
und -beratung als Marktstrategie.
Merkmale für
charakteristische Auftragssituationen eines Handwerksbetriebes:
(a) |
DEZENTRALITÄT:
keine Produktion für den anonymen Markt sondern unmittelbarer Kontakt
zu konkreten Kunden - also spezielle Kundenaufträge als Betriebsauftrag.
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(b) |
LEISTUNGSDIFFERENZIERUNG:
alle Dienstleistungen/ Produkte sind auf vielfältige, wechselnde und
individuelle Kundenwünsche ausgerichtet; Arbeitsfunktionen, welche im
Schnittstellenbereich von Betrieb und Kunden liegen, haben eine große
Bedeutung.
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(c) |
GERINGE
FERTIGUNGSTIEFE: i.d.R. sind
die Aufträge ganzheitlich-komplexe Produkte/ Dienstleistungen, in denen
sich unmittelbare Kundenbedürfnisse widerspiegeln; Hand-werksbetriebe
sind so durch eine relativ geringe Fertigungstiefe gekennzeichnet
(wenige Fertigungsstufen vom Rohstoff bis zum fertigen Erzeugnis).
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(d) |
GESTALTERISCH-INNOVATIVE ANFORDERUNGEN:
Eine Umsetzung von individuellen, oft auch offenen Kundenwünschen
erfordert vom Handwerker nicht nur technisches Know-How, sondern
vor allem gestalterisch-innovative Aktivitäten.
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(e) |
GANZHEITLICH-KOMPLEXE ARBEITSAUFGABEN:
In Handwerksbetrieben gibt es wenig formalisierte Entscheidungs- und
Kontrollstrukturen, es dominieren vielmehr dezentrale
Arbeitsorganisationen und flache Hierarchien. Auftragsbezogene
Arbeitsaufgaben reichen hin bis zur Ausführungsebene der
Gesellentätigkeit und verlangen entsprechende Qualifikationen (das
Lösen der Probleme, das Erfüllen ganzer Aufträge und nicht nur
Teilqualifikationen, erkennen eigener Fehler) [in Anlehnung an Albert,
K. u.a., 1992, S. 53].
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2. Der auftragsorientierte Unterricht
Der auftragsorientierte
Unterricht (Auftragsmethode) stellt eine Möglichkeit dar, komplexe,
praxisrelevante Inhalte Integration verschiedener Fähigkeiten zu vermitteln.
Im Gegensatz dazu steht die systematische Vermittlungsmethode des
Lehrgangs/Vortrages. Da die Schüler eine umfassende berufliche
Handlungskompetenz erwerben sollen, bietet sich der auftragsorientierte
Unterricht an. Hier werden Auftragstypen als didaktisches Konzept
entwickelt, um ganzheitliche Aufgabenstellungen bezeichnen zu können, ohne
sich auf ein bestimmtes Produkt festzulegen (z.B. Kunde wünscht Plattierung
Bad — Schüler muss aufmessen, Fliesen aussuchen, Gestaltungsmöglichkeiten
aufzeigen). Kundenberatung oder Sanierungsaufgaben können Gegenstand der
Ausbildung mit Auftragstypen sein [vgl. Jenewein, 1997, S. 229]
Herausragender Aspekt
ist hier, dass der Auftrag eigenständig geplant, durchgeführt und
kontrolliert wird.
Das Maß an
Eigenständigkeit und Eigenverantwortung ist abhängig von den Lern- und
Leistungsvoraussetzungen der Schüler sowie den Rahmenbedingungen. Es gibt
keine festgelegte Methode, sondern dieser Unterricht umfasst
unterschiedliche Methodenformen und Handlungsmuster (Kundenberatung,
Expertenbefragung, Diskussions- und Bewertungsphasen etc.).
Auftragstypen sind an
der betrieblichen Praxis orientierte, auch lernortübergreifende Lern- und
Arbeitsaufgaben, sie gehen von berufstypischen Aufträgen aus. Sie sollen dem
Schüler Anreiz und Motivation zum selbständigen Lernen bieten. Daher müssen
sie folgenden Kriterien genügen:
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Aufträge, die für
die betriebliche Praxis des jeweiligen Ausbildungsberufes bedeutsam sind
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Ermöglichung
ganzheitlichen Handelns durch Komplexität und Problemhaftigkeit
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Anpassung an
jeweiliges Qualifikationsniveau der Schüler unter
Qualifikationsvorausset-zungen, welche für eine fachkompetente
Ausführung notwendig sind
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Ermöglichung des
Erwerbs der in der betrieblichen Ausbildung geforderten Qualifikationen,
Förderung der in den Richtlinien und Lehrplänen geforderten Kompetenzen
[vgl. Jenewein,
1997, S. 229,230]
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3. Einordnung in den
Bildungsauftrag
Der
Bildungsauftrag der Berufsschule ist der, eine breite berufliche
Grundbildung sowie eine Fachbildung zu ermöglichen, welche den Anforderungen
der Berufsausbildung und der Berufsausübung entsprechen. D.h., die Schüler
sollen befähigt werden, sich auch auf veränderte Anforderungen einzustellen
und neue Aufgaben zu übernehmen. Um sie so zu beruflich
handlungskompetenten, zukunftsfähigen Menschen zu befähigen, muss die Schule
Raum bieten, in dem berufliche Handlungskompetenz erlangt werden kann. Bloße
direktiv-rezeptive Unterrichtsmethoden haben keinen Platz mehr in der
schulischen Ausbildung. Nur durch
verstärkte komplexe ganzheitliche Lernformen, welche ein eigenständiges und
eigen-verantwortliches Arbeiten innerhalb eines sozialen Gefüges
ermöglichen, kann am ehesten dem Ziel entsprochen werden,
Schlüsselqualifikationen zum Erwerb beruflicher Handlungskompetenz zu
erlangen.
Die Rahmenrichtlinien
für den berufsfachlichen Unterricht in den Fachstufen des
Aus-bildungsberufes Fliesen-, Platten- und Mosaikleger enthalten keine
spezifischen methodischen Aufgaben. Jedoch steht als oberstes Ziel, das
Lernen in Zusammenhangen zu organisieren. Damit wird ein Lernkonzept
gefordert, welches selbständiges Planen, Durchführen und Kontrollieren im
Blick hat. Gerade der auftragsorientierte Unterricht könnte hier einen
Beitrag zur Vermittlung beruflicher Handlungskompetenz leisten.
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4. Die Bedeutung der Methode für die
Schülerinnen und Schüler
Für den Facharbeiter
von morgen gelten viele verschiedene Anforderungen: er muss Zusam-menhänge
erkennen und erklären können, überfachliche Kenntnisse erwerben sowie seine
eigenen Kenntnisse erweitern, lernbereit sein, über Selbstbewusstsein,
Zuverlässigkeit, Arbeitsbereitschaft, Sicherheitsbewusstsein sowie
Verantwortungsbewusstsein verfügen, selbstständig arbeiten, praktische
Arbeiten richtig umsetzen, vielseitig sein, Störungen beheben können,
wirtschaftliche Zusammenhänge erkennen und berücksichtigen sowie ein gutes
und kooperatives Gruppenverhalten zeigen.
Das heißt, dass von
zukünftigen Facharbeitern selbstständiges, eigenverantwortliches Arbeiten
innerhalb eines immer komplexer werdenden Arbeitsprozesses gefordert wird.
Durch praxisnahe Arbeitsaufträge werden dem Schüler komplexe, i.d.R. offene
Aufgaben gegeben, die eine ganzheitlich-komplexe Bearbeitung erfordern und
berufliche Handlungskompetenz fördern.
Durch den
auftragsorientierten Unterricht können Inhalte von den Schülern praxisnah
erschlossen und einzelne Themen- und Lerngebiete in Zusammenhang gebracht
werden. So erhalten die Inhalte für die Schüler eine neue Sinnhaftigkeit. An
den folgenden Merkmalen eines auftragsorientierten Unterrichtes wird die
Bedeutung der Methode für den Schüler deutlich:
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Lernen im Rahmen von
Arbeitsaufträgen in Verbindung zur beruflichen Realität; auf-tragsbedingte
Interdependenzen werden bei der Durchführung der Aufgaben erfahrbar und
können so besser erschlossen werden.
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Lernen im Rahmen
komplexer Aufgaben mit offenen Aufgabenstellungen; hier gibt es lern- und
motivationsfördernde Denk- und Handlungsspielräume, vollständige
Handlungszyklen (Planung, Durchführung, Kontrolle) und ganzheitliche
Inanspruchnahme des Schülers.
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Lernen durch Handeln
bestimmt das Lernen (mit Gegenständen oder Personen der Berufssituation),
gestützt und ergänzt durch sekundäre Lernformen (beobachten, nach-denken,
lesen, zuhören).
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Selbstständiges,
selbstgesteuertes Lernen ist vorherrschend; Aufgaben gehen von
konkreten
Handlungssituationen aus.
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Lernprozess als
integrative Einheit von Neulernen, Einüben, Anwenden in realen
Arbeits-
aufgaben.
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Arbeiten/Lernen in
sozialem Umfeld, welches durch unmittelbare Beziehungen zwischen Schülern
und Lehrern gekennzeichnet ist.
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5.
Auftragsarten/Beispiele
Ausgangspunkt der
Bearbeitung von Auftragstypen ist die Struktur der betrieblichen
Auftragsausführung (von der Annahme bis zur Übergabe an einen Kunden). So können
für jeden Auftragstyp Planungs-, Kenntnis-, Fertigungs-, Kontroll-,
Kooperations- und Koordi-nationsanforderungen ermittelt werden. Die Auswahl
geeigneter Auftragstypen orientiert sich an bestehenden Ausbildungsplanen,
Richtlinien und an betrieblichen Erfordernissen. Die wichtigste Anforderung
an einen auftragsorientierten Unterricht ist die, dass bei der Durchführung
des Auftrags wesentliche Ausbildungsinhalte praxisbezogen vermittelt werden
können. Dieses ist im Handwerk allerdings nur theoretisch-simulativ möglich.
(es können z.B. keine Häuser gebaut werden).
Auftragsarten:
Planungsaufträge,
Arbeitsaufträge, Kontrollaufträge, Gestaltungsaufträge in den
verschie-densten Bereichen (Sanierung, Neubau).
Mögliche Aufträge:
Konstruktionsfehler/Schadensfälle (Schimmelpilzbildung, falscher
Wanneneinbau, Schall etc.) erkennen, analysieren, begründen und
Lösungsstrategien entwickeln; Auftrag der Konstruktion einer Treppe in einen
Grundriss planen (bei einem Umbau), Sanierung einer einschaligen Außenwand
unter Berücksichtigung des Wärme- und Umweltschutzes,
Gestaltungsaufträge/Beratungsgespräche für Bäder, Terrassen, Treppenhäuser,
Wände, Böden etc. (nur theoretisch/zeichnerisch möglich) sowohl unter
technischen als auch farb- und formgestalterischen Gesichtspunkten,
Angebotsanfragen — Kosten- und Mengenermittlungen, Informationsbeschaffung
und Aufbereitung verschiedener Fliesenarten/Formate für Kunden,
Kundenanfragen Dick-/Dünnbettverfahren.
Aufträge können kleine
Aufgaben sein wie z.B. die fachgerechte Plattierung einer Säule (Wahl der
Fliesenformate, Berechnung der Anzahl und zeichnerische Darstellung — in
einer Doppelstunde möglich) sowie ganze Projekte umschließen, z.B. die
Konstruktion einer Treppe mit allen dazugehörigen technischen Informationen,
Konstruktionszeichnungen und Mengen- sowie Kostenberechnungen (hierzu
benötigen die Schüler mehrere Wochen.
Auftragsvermittlung/
Durchführung:
Die Übermittlung des
Auftrages sollte die Schüler motivieren, sich mit der Aufgabe auseinander zu
setzen: z.B. durch persönliche Gespräche! Telefonate; Ausschreibungen in
Zeitungen und Fachblättern, Faxe/Briefe; Baubegehungen, Dias, Filme,
Zeichnungen.
Die Auftragserteilung
kann grundsätzlich zu jeder Zeit erfolgen, da diese Methode unterschiedlich
ausgeprägte Methodenformen umschließt. Der Zeitpunkt ist dabei abhängig vom
Themengebiet, der Lerngruppe und der verfolgten Ziele. Wird diese Methode
z.B. dazu verwendet, eine Unterrichtseinheit einzuleiten, müssen die Schüler
in der Lage sein, Informationen eigenständig zu erschließen und
aufzubereiten. Ist dieses nicht der Fall, sollte die Lerngruppe langsam an
die Methode herangeführt werden, um der Gefahr der Überforderung und
Frustration vorzubeugen. Wird auftragsorientierter Unterricht zum Ende einer
Unterrichtseinheit angewandt, kann einerseits bekanntes Wissen angewendet,
gefestigt und darüber hinaus in neue Zusammenhänge gebracht (Entschärfung
der Komplexität, da nur eine neue Dimension in der Aufgabe enthalten ist).
Die Bearbeitung von
Aufträgen kann in arbeitsgleicher bzw. arbeitsteiliger Gruppenarbeit, in
Partner- sowie Einzelarbeit erfolgen. Die Wahl der Sozialform ist in erster
Linie abhängig von der Lerngruppe, Aufgabenstellung und den Zielen.
Ergebnissicherung/ Bewertung:
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stundenbegleitend
durch Präsentation und Auswertung der Ergebnisse
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Überprüfung und
Bewertung der Ergebnisse durch die Schüler anhand eines vorher
erstellten Kriterienkataloges
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Wiederholung,
Zusammenfassung, Transfermöglichkeiten in der Reflexion
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Metakommunikation
- Feedback |
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6. Dimensionen und Bekanntheitsgrad
Auftragsorientierter
Unterricht bietet eine Fülle von Methodenarrangements. Um vielfältige
Aufträge zu erstellen, bietet sich die Kombination verschiedener
Möglichkeiten an:
Tabelle ©
2000
by Rudolf B. Wohlgemuth
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das Ziel ist
vollständig bekannt (genaue Angaben über das, was herauskommen soll),
teilweise oder gar nicht bekannt (keinerlei Angaben - z.B. entwerfen
eines Bodenbelages)
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die Informationen
zur Ausführung des Auftrages sind vollständig vorhanden (genaue
Beschreibung mit allerlei Informationsmaterial), teilweise oder gar
nicht vorhanden
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die Methode, mit
welcher der Auftrag ausgeführt werden soll, ist vollständig, teilweise
oder gar nicht bekannt.
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Diese Dimensionen des
Auftrages können so mit dem Bekanntheitsgrad abwechslungsreich kombiniert
werden, um die Schüler immer wieder neu herauszufordern. Um die selbständige
und eigenverantwortliche Arbeit der Schüler zu fördern, sollte viel mit
"Problemstellungen" gearbeitet werden und wenige Informationen
bereitgestellt werden, allerdings ist dieses wiederum abhängig vom
Kenntnisstand und der Methodenkompetenz der Lerngruppe.
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7. Anforderungen an Schüler
und Lehrer
Auftragsorientierter
Unterricht erfordert sowohl von Schülern als auch von Lehrern neue Denk- und
Handlungsstrukturen.
7.1 Schüler
Auftragsorientierter
Unterricht gibt dem Schüler große Freiräume, sich sein Wissen selbständig
anzueignen. Diese Freiräume sind vielen Schüler durch jahrelange Schulpraxis
(Frontalunterricht) unbekannt, sie müssen also lernen, damit umzugehen (kein
Missbrauch der Freiräume). Sie sollten eine gewisse Neugierde
entwickeln, sich auf neue Aktivitäten einzulassen und die Verantwortung für
ihr eigenes Lernen übernehmen. Auftragsorientierter Unterricht bedeutet für
Schüler vor allem das Lösen aus ihrer Konsumentenrolle, sie müssen ihre
Vorstellung revidieren, dass die Schule ihnen reine Fachkompetenz vermitteln
will. Vor allem müssen die Schüler bereit sein, auch mal kleine Pannen
auszuhalten, um nicht schon bei kleineren Unstimmigkeiten frustriert das
Handtuch zu werfen. Dieses muss aber in langsamen Schritten gelernt werden.
7.2 Lehrer
An den Lehrer werden in
dieser Unterrichtsform neue Anforderungen gestellt: Er muss los-lassen
können, d.h. Verantwortung abgeben, um Selbständigkeit und
Eigenverantworlichkeit der Schüler zu fördern. Er ist nicht mehr länger das
zentrale Element des Unterrichtes, sondern lediglich Initiator, Moderator,
Berater. Er muss bereit sein, Teile seiner Steuerungs-, Kontroll- und
Bewertungsfunktion an die Schüler abzugeben, um offene Lernsituationen zu
schaffen, welche Schülertätigkeit zulassen. Er muss Kreativität, Phantasie
und Mut aufweisen, um neue Situationen zu gestalten (Irrwege, Umwege
zulassen, alte Gewohnheiten zugunsten der Flexibilität ändern). Auch muss er
über Kenntnisse von Betriebsstrukturen verfügen. Flexibilität ist eine
wichtige Anforderung an den Lehrer. Er muss bereit sein, geplante Ziele
umzuformulieren, Unterrichtsschritte auszulassen, neue einzubauen. Auch die
Kooperation mit den Kollegen ist von großer Bedeutung. Für die
Unterrichtsvorbereitung bedeutet diese Art von Unterricht einen größeren
zeitlichen Aufwand, da viele Möglichkeiten bedacht und Informationen zur
eigenständigen Arbeit besorgt werden müssen.
8. Grenzen der
Auftragsmethode im Fachunterricht
Schulische
Rahmenbedingungen ermöglichen i.d.R. keine vollständigen
Auftragsausführungen (außer BGJ — Herstellen von Sitzmöbeln für den
Pausenhof). Die Auftragsmethode stellt immer nur eine Simulation der
beruflichen Realität dar. Wünschenswert wäre hier eine Kombination von
Lernort Schule und Lernort Betrieb.
Die Umsetzung dieser
Methode ist manchmal mit verschiedensten Problemen verbunden, vor allem,
wenn sie komplexe Aufträge enthält. Diese sind u.a. curriculare oder
institutionelle Bedingungen, aber auch Probleme personeller Art
(traditionelles Rollenverständnis Lehrer/Schüler, Kollegen). Lehrpläne sind
oft mit großer Stofffülle belegt, so dass manche sich gar nicht an diese
Methode herantrauen, da der Stoff für die Prüfung sonst nicht geschafft
werden kann. Der beengte Zeitrahmen (9O min., ein Berufsschultag pro Woche)
und die Aufteilung der Stunden in Fächer/Lehrer macht komplexen
auftrags-orientierten Unterricht schwer. Das Verlassen des Schulgeländes für
Informationsbeschaffung Expertenbefragung ist häufig mit aufwendigen
Genehmigungen verbunden, in der Schule selber gibt es häufig mangelnde
Raumausstattungen, welche fächerübergreifende Aufträge verhindern (Suche im
Internet). Ebenfalls schwierig ist die praktische Ausführung mancher
Aufträge, welche größeren Materialaufwand erfordern.
Außerdem stößt die
Leistungsbeurteilung an eine Grenze. Da die Schüler ihre Ausbildung immer
noch mit Abschlussprüfungen und fester Zensurengebung beenden, muss dieses
mit einbezogen werden. Hier ist es notwendig, eine neue Sichtweise zu
erlangen; intensive Beobachtungen der Lernprozesse, Reflexionsphasen mit
Fragenkatalogen, Protokollen und Auswertungsgesprächen können die Qualität
der Handlungsprozesse prüfen, allerdings müssen auch Maßnahmen zur
individuellen Leistungskontrolle getroffen werden, werden die jetzigen
Prüfungsverordnungen als Maßstab angesetzt.
Diese Methode stellt
zwar eine Möglichkeit dar, Lernsituationen ganzheitlich-komplex zu
gestalten, jedoch kommt auch sie ohne zwischenzeitliche Lehrgänge nicht aus.
Die Auftragsmethode hilft zwar, eine berufliche Handlungskompetenz der
Schüler zu fördern, sollte jedoch nicht ausschließlich verwendet werden.
9. Literatur
ALBERT, K. U.A:
Tagungen und Expertengespräche zur beruflichen Bildung —
Auftragsorientiertes Lernen im Handwerk. Berlin: Bundesinstitut für
berufliche Bildung, 1992.
JENEWEIN, K.; SCHULTE-
GÖCKING, W.: Auftragsorientierte Lern- und Arbeitsaufgaben. In: Die
Berufsbildende Schule 49, 1997 7-8, S. 229-235.
MEYER, H.:
Unterrichtsmethoden 1: Theorieband. Frankfurt am Main: Cornelsen
Scriptor, 1987.
RICHTLINIEN für den
berufsfachlichen Unterricht in den Fachstufen des Ausbildungsberufes
Fliesen-, Platten- und Mosaikleger/-in, Anhörungsfassung September 1996.
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